Fliehkraftgewichte der Verteilerwelle...

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Nolden.Guido
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Fliehkraftgewichte der Verteilerwelle...

Beitrag von Nolden.Guido »

Hallo Spezies,

habe auf Anweisung eines guten Geistes meinen Verteiler zerlegt (1500er Vergaser), da bei korrekt eingestellten Werten der Motor oberhalb 4500U/min zu klingeln begann, bei gleichzeitigem "springen" des Zündzeitpunktes. Vermutet wurden fest sitzende Fliehkraftgewichte.
Nun, nachdem alle Einzelteile mit Motorreiniger gereinigt und in Wasser gebadet, danach mit dem Fön staubgetrocknet wurden, habe ich anschließend die Welle mit Gewichten in Kriechöl ersoffen.

Nun zur Frage: Warum werden die Gewichte von zwei verschiedenen Federn unter Zug gesetzt? Eine Feder hat deutlich längere Ösen, wodurch sie ihr Gewicht bei Rotation später unter Spannung setzt. Bei einem anderen Verteiler habe ich ähnliches gesehen, allerdings bewirkt durch unterschiedlich dicke Federdrähte.


Gruß Guido, an die rauchenden Köpfe.
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Holgi
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Beitrag von Holgi »

Ich kennen den X-Verteiler nicht so genau, aber so wie Du das beschreibst wird dadurch eine progressive Kennlinie erreicht (eben mit nicht-stetigem Verhalten).
Bertone X1/9
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ziploader
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Beitrag von ziploader »

Nimmt die "Fliehkraft" nicht quadratisch zu und es wird so eine einigermaßen lieare Kennlinie erzeugt ?
Wovon hängt nun die Größe der Fliehkraft ab? Zum einen von der Masse des Körpers. Davon kann man sich leicht überzeugen, indem man einfach mehr Wasser in den Eimer füllt und dann den Versuch wiederholt. D.h.: die Fliehkraft ist proportional zur Masse des Körpers.
Daneben spielt auch die Geschwindigkeit, mit der der Körper umhergeschleudert wird, eine Rolle. Auch davon können wir uns leicht selber überzeugen: Wir befestigen einen Körper an einen Faden und schleudern ihn umher. Nun schleudern wir ihn immer schneller bis die Schnur reißt. Also: Je größer die Umdrehungsgeschwindigkeit (Winkelgeschwindigkeit, wie die Physiker sagen), desto größer die Fliehkraft. Genaue Untersuchungen haben gezeigt: Bei doppelter Winkelgeschwindigkeit ist die Fliehkraft 4 Mal so groß und bei 3-facher Winkelgeschwindigkeit 9 Mal, usw. D.h. die Fliehkraft hängt vom Quadrat der Winkelgeschwindigkeit ab.
cu
marcus

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Querlenker
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Beitrag von Querlenker »

So ischt eeees (wie Holgi sagt).

Bei einer bestimmten Drehzahl bewegt sich das eine Gewicht, bei einer höheren gesellt sich das zweite hinzu.
Zuletzt geändert von Querlenker am 16. Aug 2005, 07:03, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Querlenker

Emerson Fittipaldi - Formula 1 World Champion 1972-1974 :
"...I'm not exaggerating, the X1/9 drives just like a Formula 1. I've not often tested a car with road holding as good and as 'true' as this..."
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Alex K.
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Beitrag von Alex K. »

Hi,

genau wie Holgi schreibt, macht die Kennlinie hier einen Knick. Dadurch wird der Zündzeitpunkt bis 1500 1/min "schneller", danach "langsamer" in Richtung früh verschoben (siehe Bild).

Bild

Bevor Du den Verteiler wieder zusammen baust, vermiss mal das Lagerspiel zwischen der Buchse und der Welle. Sollte so um die 0,05mm betragen. Die Verteiler schlagen gerne aus.

Gruß, Alex


@ Ziploader: eine quadratisch zunehmende Stellgröße die eine lineare Kennlinie erzeugt wäre einen Nobelpreis in Physik wert :wink:
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Nolden.Guido
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Beitrag von Nolden.Guido »

Hallo Alex,
der Tipp ist gut.
Aber egal wen ich im Bekanntenkreis frage: Alle bassen sie bei Messwerten kleiner 0,1mm :evil:
Und großartig Metallverarbeitung (Dreherrei) gibts hier nicht in der Nähe :schild_dasistzum:
Andere sagen wieder:" Ich könnte ja mal nächste Woche auf der Firma...", aber die Welle soll ja Freitag wieder da hin wo sie hingehört :?

Nun ja, warten wir's mal ab.


Gruß Guido
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Holgi
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Beitrag von Holgi »

Sag' mal Alex,
sind die Punkte Deine tatsaechlichen Messpunkte? Falls ja, koennte die Kurve event. ein wenig anders aussehen? Habe mir gestern mal die Gleichungen hergeleitet. Ich meine, die Kurve bis zum Knick muesste anders rum verlaufen. Hatte mir allerdings nur den Zusammenhang zw. Radius und Drehzahl bei angenommenen Federraten und Gewichten hergeleitet. Gehe aber davon aus, dass der Zusammenhang zwischen Radius und Zuendverstellung linear ist.
Ist eigentlich auch wurscht, hatte nur keinen Bock auf was sinnvolleres ...
Bertone X1/9
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Alex K.
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Beitrag von Alex K. »

Hallo Holgi,

nein, das sind die Angaben von den Fiat-Datenblättern. Ich wollte mir schon immer mal nen kleinen Verteiler-Prüfstand, bestehend aus Bohrmaschine, nem Gestell dafür, ner Zündspule und ner Gradscheibe bauen, die man mit der Strobo abblitzen kann... Da mein Verteiler jetzt aber wieder ganz gut geht, hab ich's nicht gemacht - bis zum nächsten mal...

Die Kurve ist m.E. schon richtig so, wenn die erste Feder im Eingriff ist gehen die Fliehgewichte "schneller" nach außen und die Zündwinkeländerung erfolgt "steiler". Kommt die zweite Feder dazu, wird das Ganze "verlangsamt".

Wenn Du übrigens langeweile hast, bei mir steht ein X an dem der Unterbodenschutz ab muss :D

@ Guido: ich habe das mit ner Innenmesschraube und ner Bügelmessschraube gemessen. War eigentlich kein Problem... Und wenn heutzutage Toleranzen im my-bereich eingehalten werden ist keiner in Deiner Nähe in der Lage, genauer als 0,1mm zu fertigen?

Gruß, Alex
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Nolden.Guido
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Beitrag von Nolden.Guido »

@Alex:

Jedenfalls keiner auf die Schnelle, den ich kenne. Bei mir in der Nähe macht man überwiegend in Braunkohle, d.h. so ca. 240000 Tonnen Abraum pro Gerät pro Tag. Bei den Geräten werden die Toleranzen mit dem Zollstock gemessen :D

.... Aber ich versuche es ja weiter :wink:


Gruß Guido
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Holgi
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Beitrag von Holgi »

Alex K. hat geschrieben: Die Kurve ist m.E. schon richtig so, wenn die erste Feder im Eingriff ist gehen die Fliehgewichte "schneller" nach außen und die Zündwinkeländerung erfolgt "steiler". Kommt die zweite Feder dazu, wird das Ganze "verlangsamt".
Ja, das ist ja richtig, aber schau' Dir nur mal den ersten Bereich an, wenn also nur eine Feder im Eingriff ist. Muesste da nicht mit zunehmender Drehzahl auch der Verdrehwinkel immer schneller zunehmen (F=omega**2 * Radius * Masse und s=F/Federrate)? Ich meine es muesste also eine Parabel sein, die mit zunehmender Drehzahl steiler wird. Hmm, irgendwo habe ich da einen Wurm drin ...
Bertone X1/9
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Nolden.Guido
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Beitrag von Nolden.Guido »

(F=omega**2 * Radius * Masse und s=F/Federrate
Wie bitte :shock: :schild_bahnhof: :?:

oK, werde diese Diskussion begleitend verfolgen... :wink:

Messtechnisch hatte ich einen Teilerfolg: Die Welle ist im Bereich des Lagers tatsächlich um 0,05mm dünner als der Rest. Das Lager selbst konnte mir noch niemand messen, bis jetzt waren alle Innenmeßfühler zu kurz :roll: , hoffe jetzt auf einen Hobby-Büchsenmacher. Vielleicht morgen.

Gruß Guido
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Nolden.Guido
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Beitrag von Nolden.Guido »

Hallo zusammen,
Erfolgserlebnis gehabt :lol: .
Nach Grundreinigung der Welle, der Gewichte und des Gehäuses (was war da nach 22 Jahren und 100.000km ein Dreck drin) und anschließender korrekter Einstellung aller Werte habe ich nun wieder ein seidenweiches Sahnestückchen im Rücken :mrgreen:


Gruß Guido und danke für die Tipps :!:
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