Ein großartiger Tag und ein unvergessenes Erlebnis.

Es war kaum zu glauben als wir, meine Lebensgefährtin und ich, zur Übernachtung bei Freunden, am Vortag nach Schwäbisch Hall gefahren waren. Das Wetter zeigte sich von seiner schlechtesten Seite und es regnete, wie der Engländer sagt – „Cats and dogs“ bis in die Frühe, um 6.30 Uhr, des nächsten Tages. Mein „X“ stand die ganze Nacht im Freien und meine Befürchtungen auf Undichtigkeit am Targadach ließen mich die ganze Vornacht nicht recht einschlafen. Am folgenden Morgen des Renntages bestätigten sich meine Ängste. Der Teppich in der Fahrgastzelle war rechts und links vor den Sitzen feucht geworden, da die Ecken am Vorderdach nicht ganz schlüssig sind und da, dort die Gummis nur leicht anliegen. Sofort legte ich, nach Tipp meines Freundes, eine mehrfachseitige Tageszeitung unter die Einlageteppiche ein, als Saugunterlage, bevor wir zum Startpunkt der Rundfahrt losfuhren. Die Bewölkung am Himmel ließ aber immer noch nichts Gutes erwarten, so dass ich das Targadach nicht zu entfernen wagte.

Bei der Anmeldung zum Start in einer renommierten Brauerei in Schwäbisch Hall war der Himmel immer noch Grau in Grau und alle dachten, es würde sich keine Besserung zeigen. Stimmungsaufhellend und alles Schlechte verzeihend waren jedoch die Teilnehmerfahrzeuge. Darunter auch ein Bugatti Formel 1 Wagen aus dem Jahre 1928. Sein Wert wurde offiziell „auf sage und schreibe“ 2 Millionen Euro geschätzt.

Weitere Schön- bzw. Seltenheiten zierten die Teilnehmeranzahl, welche sich auf 129 Stück begrenzte; darunter waren auch Motorräder beteiligt, und wie im nachfolgendem Bild zu sehen, ein wunderschöner alter Citroen und noch viele andere.

Das Auge wurde immer wieder von fantastisch renovierten „Oldies“ entzückt. Alle bewunderten sich gegenseitig und lobten sich. Auch mein x 1/9 zog großes Interesse auf sich und bekam viele bewundernde Bekenntnisse.

Die Nervosität stieg mit dem Näherkommen unserer Startzeit und das Wetter wurde zusehend immer besser. Die Wolkendecke riss auf und immer mehr Teilnehmerfahrzeuge ließen ihre Verdecke herunter. Und so entschieden wir uns auch, an dem Genuss der Dachfreiheit teilzunehmen.
Bei der Anmeldung zur Burgen- und Schlösserfahrt bekamen wir noch einen Ordner mit, welcher die Teilnahmebestimmungen und den Routenplan enthielt und andere merkwürdige Zettel mit Zahlenreihen. Da wir zum ersten Male an einer solchen Ausfahrt teilnahmen, studierten wir die Unterlagen unter Zeitdruck und mit einigen offenen Fragen, welche die Nervosität vor dem Start nicht minderte.
Da waren der Routenplan, welcher die Frage aufwarf:„Wann muß ich wo abbiegen und in welche Richtung geht es weiter und was bedeuten die Zeiten?“
Anschließend aus ADAC-Ortsclub Schwäbisch Hall ev. zur Einsicht.

Und dazwischen, nicht vergessen, ein KFZ - Sachverständiger machte noch die Abnahme der Verkehrstauglichkeit des Fiats. Er überprüfte hauptsächlich die Beleuchtungsanlage rund ums Fahrzeug. Auch das war dann geschafft!
Um 8.45 Uhr wurden über Lautsprecher alle Teilnehmer aufs Herzlichste begrüßt und die Fahrerbesprechung gehalten. In jener wurde erklärt, wie die Fahrzeuge in der Rundfahrt zu fahren sind. Keine Kolonnen bilden und vieles andere mehr und die Aufgeregtheit wurde langsam sichtbar. Nicht nur bei mir, auch bei anderen Teilnehmern sah man ein Zittern in den Händen bei den letzen Handgriffen an den Oldtimern zur Startvorbereitung.
Noch vier Blätter waren vor dem Startschuss zu Studieren, wie die Ausführungsbestimmungen und Teilnehmer – Info, der Hohenloher ADAC Burgen- und Schlösserfahrt zur Oldtimer – Rallye.
Im Anschluss habe ich die Infos zur Durchsicht angehängt:




Die Wolkendecke am Himmel wurde immer mehr aufgerissen und die Rundfahrt versprach einen Heidenspaß zu werden, wenn da nicht dieses anhaltende Herzklopfen und die Ungewissheit auf kommende Dinge wären.
Das Gedränge vor der Startlinie erforderte einige Rangierarbeiten einzelner Teilnehmerfahrzeuge. Mit der Starternummer 62 hatten wir um exakt 10:02 Uhr unseren Auftritt.
Zuerst hatte ich die Startnummer an der hinteren Stoßstange befestigt. Davon riet mir aber ein schon routinierter Teilnehmer ab. Sollte die Nummer hinten sein, ist es den Veranstaltern an manchen Wertungsprüfungen nicht möglich den Starter zu ermitteln, da sie sich immer auf Schilder, welche vorne angebracht sind, konzentrieren.

OK, das hatte ich verstanden. Also das Schild hinten wieder weg und vorne angebracht. Aber wo?
Keine Stoßstange vorhanden. Da fuhr ein alter Volvo, toll restauriert, mit zwei netten Mädchen vorbei, welche ihr Schild mit Klebestrips auf der Motorhaube befestigt hatten. Ich hin und die beiden Hübschen angefragt, ob sie so nett wären, mir solche Strips zu verkaufen, da ich bei mir das Startnummerschild vorne nicht so einfach befestigen könnte. Sie schenkten mir die Strips und meinten, dies sei schon in Ordnung so unter Oldtimerfahrern.
Also, Schild dran und dann noch schnell zwei fürchterlich, unterbelichtete Fotos von uns und unserem schlechten 70-iger Jahre Outfit, vor dem Aufbruch in den noch ungewissen Tag.

Es war verwunderlich, wie aus dem anscheinenden Wirrwarr, durch die straf durchorganisierte Gestaltung des Ablaufes, ein flüssiges Abarbeiten der Starter im Minutentakt entstand. So kamen wir um genau 10:02 Uhr, an den Start, welcher mit Reportern und Fotografen gespickt war. Wir wurden über Lautsprecher persönlich vorgestellt, sowie alle Daten vom Fahrzeug veröffentlicht, was wir vor lauter Aufregung gar nicht so wahrnahmen. Eine große quadratische Digitaluhr mit noch größeren Ziffern, für Blinde, wurde mir vors Gesicht gehalten und die Sekunden bis zur exakten Startzeit heruntergezählt.
Dann ging es aber ab, und nach dem Start sollte innerhalb von 10 Sekunden eine Strecke von 20 Metern zurückgelegt werden. Die Startprüfung wurde gerade noch geschafft und jetzt legte sich die Spannung ein wenig. Mein Copilot steuerte mich nach den vom ADAC ausgesteckten Symbolen sicher bis zur ersten Geschicklichkeitsprüfung und wir stellen fest, dass die ganze Unruhe vorher alles umsonst war. Die Symbole waren übersichtlich und sauber aufgestellt. Ein Verfahren war kaum möglich, wenn man ein bisschen aufpasst. Nur die Art und Symbolik der Streckenschilder war gewöhnungsbedürftig.
In der Geschicklichkeitsprüfung in Oberfischach verschätzte ich mich heftigst. Da ich solche Prüfungen mit dem „X“ noch nie gemacht hatte. So kam es, dass ich anstatt 1,45 m vom Balken, nur 95 cm weg anhielt. Dies bedeutete satte 50 Strafpunkte zu Anfangs. Junge, das war bitter!
Was das Herz immer wieder hüpfen lies, waren die Zuschauer, welche sich in Trauben sammelten und am Straßenrand zuwinkten und zum Hupen aufforderten.
Im Schloss Obersontheim war dann die zweite Geschicklichkeitsprüfung, bei der wir dann mit 0 Strafpunkten im Torbogenmittel glänzten.
Mit 35 km/h im Schnitt in der Gleichmäßigkeitsprüfung zu fahren ist wirklich nicht leicht. Da ja beim Start die Anfangsbeschleunigung in der Gesamtstrecke mit eingebunden werden muss. So errechneten wir immer wieder mit dem Kilometerzähler und der mitgebrachten Stoppuhr unsere durchschnittliche Geschwindigkeit, die zum Schluss ungefähr bei 32 km/h lag. Hier, denke ich, ist die Erfahrung und ein gutes Gefühl bestimmt auch wichtig.
In Sandhof wurden alle ankommenden Fahrzeuge durch eine Kelterei geführt und mit frisch gepresstem Apfelfruchtsaft und selbstgebrannten Schnäpsen freundlich empfangen.
Nun wurde es wieder lustig mit einer Geschicklichkeitsprüfung bei Schloss Hohnhardt. Das „Frontal stehende Gatter“. Da ich im Balkenwettbewerb schlecht abgeschnitten hatte, musste ich mich hier besonders anstrengen. Meine Freundin durfte wieder eine Karte mit Entfernungszahlen ziehen. Diesmal sollte ich 155 cm vor dem Gatter zum Stehen kommen. Schnell zählte ich auf dem Boden die Pflastersteine, welche ich mit 20 cm pro Stück im Verbund rechnete. Nun fuhr ich „gaaanz“ langsam vor und blieb stehen. Komische Blicke der Schiedsrichter schauten durch die Windschutzscheibe. Durch eine Öffnung im Gatter schob ein missmutig schauender, älterer Mann einen Meterstab bis zur Autofront. Sein Blick stieg auf, er kam auf uns zu, verlangte die Rennkarte zum Eintrag und sagte: „ Herzlichen Glückwunsch, bis auf vier Zentimeter genau die verlangte Entfernung zum Gatter erreicht. Dies ist ein sehr guter Versuch gewesen!“
Die Rollprüfung in Waldbruch war lange eine Diskussion zwischen mir und meiner Freundin. Hieß es jetzt: So schnell wie möglich ohne Motorhilfe durchrollen, oder genau innerhalb von 35 Sekunden. Ein Missverständnis mit dem Starthelfer ließ uns „so schnell wie möglich“ verstehen und wir krachten mit 18 Sekunden durch die Zeitnahme. Das wurde in dieser Prüfung wohl nicht mehr erreicht und auch nicht die Strafpunkte, welche das uns kostete. Wenn ich heute zurückrechne, komme ich mit sage und schreibe, bei 1/10 Sekundenstrafe mit 170 Punkten weg.
Dieses „Mißstverständnis“ kostet uns wahrscheinlich einen angestrebten Pokalerfolg.
Der Spaßfaktor beim Mitfahren zwischen den anderen Oldtimern und den Straßenfans lies uns dies schnell vergessen und so kamen wir zur zweiten Gleichmäßigkeitsprüfung in Steinehag – Kleinaltdorf. Hier sollte per Zeitnehmer die Schnittgeschwindigkeit von 39 km/h, auf eine unbestimmte Strecke, erreicht werden. Hier erreichten wir nach unseren Berechnungen und erster Erfahrung, fast genau, mit 38,8 km/h den erforderten Durchschnitt.

Bild aus Rallye – Zeitung (KreisKurier Hohenloher Wochenpost, 3. September 2008)
Angekommen in Wolpertshausen gaben wir unsere Bordkarte ab und bekamen die Bordkarte 2, mit der neu eingetragenen Startzeit nach dem Mittagessen.
Nach dem Essen hielten wir uns genau an den vorgegebenen neuen Startzeitpunkt. Doch an der Startlinie herrschte anstehend und heftiges Gedränge und so wurden uns einfach 2 Minuten Verspätung eingetragen. Aussage war: „Tut mir leid, ich kann Sie leider nicht mehr früher rauslassen“. Dies war sehr bitter für uns, da wir zur exakten Zeit an der Startlinie standen. Wiederrum wurden neue 10 Strafpunkte fällig.
Der weitere Verlauf war ohne zusätzliche Prüfungen. Man musste nur noch die wichtigen Kontrollpunkte für den Stempel in der Bordkarte abfahren.
Am Nachmittag wurden wir weiter durch wunderschöne Landschaften, abseits der Hauptverkehrswege, geführt. Den Blick in schöne Täler, Wälder und auf Berge gerichtet, schlängelte sich die Fahrt durch Serpentinenstraßen, die dem Fahrer einiges an Konzentration abforderte und den „X“ an seine Grenzen bringen konnte. Gott sei Dank, hat es nicht geregnet.

Überwältigend war die Ankunft auf dem fabelhaft, schönen und originellen Markplatz in Schwäbisch Hall, welcher mit einer Menschenflut, bei mittlerweile traumhaften Wetter, auf jeden Ankömmling wartete.

Jeder einzelne Wagen mit Besatzung wurde durch einen Kommentator und große, weithin verständliche, Lautsprecher vorgestellt. Das Baujahr, Besonderheiten u.v.a. Die Zuschauer applaudierten den vorgestellten Fahrzeugen mit Insassen. Danach wurde jedem Fahrzeug ein Parkplatz zugeteilt. Jede Menge interessierte Menschen drängten sich um jeden Neuankömmling. Fragen wurden gestellt und alte Erinnerung erfuhren erneut Leben.
Bis zur gespannt erwarteten Auswertung der erfolgreich abgeschlossen Oldtimer – Rallye wurde das Programm mit Blasmusik und Tanz ausgefüllt.

Um Punkt 18:00 Uhr erfolgte nun die heiß erwartete Preisverleihung, welche in den verschiedenen Klassen eingeteilt war. Klasse 1 bis Bj. 1930 und dann weiter aufsteigend wurden wiederum die Personen und ihre Fahrzeuge genannt und die Pokale verteilt. Meine Freundin und ich belegten in der Klasse 7 von Bj. 1973 bis 1985, aus 27 Teilnehmer leider dann doch nur den 22. Platz.
Trotz dessen, möchte ich diesen wunderschönen, beeindruckenden und wirklich gut durchorganisierten Tag in meinem Leben nicht mehr missen. Hiermit bedanke ich mich noch persönlich und meine Freundin, bei der dahinter stehenden Führung und ihren Helfern. Soll es möglich sein, so bin ich in zwei Jahren auf jeden Fall wieder mit dabei.
Als einziger zu sehender X 1/9, bei dieser Oldtimerrallye war mein FIAT ständig mit interessierten Menschen umgeben. Er stand nie alleine da und war ein ständiges Gespräch. Als ich einmal nur ein Getränk aus dem Kofferraum für meine Freundin holte, war ich über eine halbe Stunde beschäftigt, Fragen über den „X“ zu beantworten.

Hier der Aufruf an alle interessierten Oldtimer-Rallye-Fans und X 1/9 Fahrer, an einer Mitfahrt in zwei Jahren, als X 1/9 Mannschaft teil zu nehmen, um den Oldtimerfans zu zeigen das die „X-is“ nicht am Aussterben sind. Wer wäre Neugierig genug? Es lohnt sich!
Ein Gruß an alle Fans
Von Peter und Silvia
