Moin an alle Freunde der "rotierenden Massen"!
Danke für die lebhafte Diskussion. Ich hatte eigentlich angenommen, der eine oder andere würde, so wie Hermann es getan hat, hier die Kilogramm-Angaben seiner Reifen / Felgen einstellen...
Aber: ich kann natürlich auch gut nachvollziehen, wenn der eine oder andere Dipl.-Ing. skeptisch ist und das Thema "rotierende Massen" hinterfragt. Ich will deshalb versuchen, möglichst kurz (?) zu begründen, woher meine Aussagen stammen.
An anderer Stelle hier im Forum hatte ich bereits das Buch "Fahrdynamik in Perfektion" von Dipl.-Ing. Wolfgang Weber erwähnt. Hier stammt auch mein Wissen zum Thema "gefederte, ungefederte und rotierende Massen" her. Ich versuche, das Kapitel kurz zusammenzufassen (soweit möglich) um im Endeffekt den Faktor "mal 5" zu begründen:
Stell Dir vor, jemand wirft Dir aus kurzer Distanz heftig einen Medizinball zu, Du willst ihn fangen. Da musst Du schon einen Schritt zurückgehen, damit es Dich nicht umhaut. Der Impuls muss gebremst werden, was nicht ohne einen gewissen Bremsweg vonstatten gehen kann. Das gleiche Szenario mit einem Volleyball: kein Problem, oder?
Übertragen auf das Auto heißt das, das eine schwere Rad-/Reifenkombination bei Fahrbahnunebenheiten mit mehr Energie abgefedert werden muss, als eine leichte. Die Dämpfer müssen also mehr arbeiten, ein höherer Federweg ist die Folge. Oder andersherum ausgedrückt: eine leichte Rad-/Reifenkombination verliert nicht so schnell den Kontakt zur Fahrbahn, hat mehr Grip und bringt dadurch natürlich Vorteile.
Bei Straßenfahrzeugen wird auf Komfort hohen Wert gelegt. D.h. das Chassis ist relativ schwer, die ungefederten Massen möglichst leicht, so dass Stöße in der Fahrbahn für den Fahrer fast nicht spürbar sind und komfortabel abgefdert werden können. Bei Rennfahrzeugen zählt jedes Kilo, also sollen nicht nur die ungefederten Massen leicht sein, sondern auch die gefederten Massen (Karosserie). Es gibt verschiedene Methoden, die ungefederten Massen zu wiegen, aber das führt an dieser Stelle zu weit.
Wir sind uns einig, dass letzendlich jedes Kilo zählt, weil es beschleunigt und abgebremst werden muss. Ein leichtes Auto ist schneller in den Kurven, da es in einem besseren Bereich des Haftungskoeffizienten der Reifen bleibt.
So, nun zu den rotierenden Massen:
Alles was sich im Fahrbetrieb dreht, muss nicht nur mit seinem Eigengewicht, sondern auch in seiner Drehbewegung beschleunigt und abgebremst werden. Hier hängt nun der Widerstand der Drehbewegung, also das sog. Widerstandsmoment, einerseit vom
Gewicht der sich drehenden Masse ab und andererseit von der Form und dem
Durchmesser ab, auf denen sich die Massen drehen! Die Hauptmasse ist also außen und außen ist der Reifen. Deshalb wäre ein Umstieg auf kleinere Reifen (175/50x13 statt 185/60x13) eventuell interessant. Leichtere Reifen gibt es ja nicht...
Bei einer Antriebswelle mit ca. 3 cm Durchmesser beispielsweise, macht es wenig Sinn, Gewicht zu optimieren. Wohl aber an der Schwungscheibe (wie ja auch schon des öfteren hier erwähnt und praktiziert).
Für das Durchrechnen des Widerstandsmoments eines Komplettrades kann man (lt. Wolfgang Weber) folgende Faustformel verwenden:
ein Kilo am Rad (vor allem möglichst weit außen) gespart ist soviel wert, wie 5 Kilo am Chassis gespart. Daher also meine Eingangsaussage!
Ich hoffe, ich habe Euch damit nun nicht zu sehr gelangweilt und bin guter Hoffnung auf weitere Kilogramm-Angaben von Euch - danke!
Schöne Grüße
Michael
edit: als Nachsatz noch: natürlich sind nicht nur Reifen und Felgen "rotierende Massen", sondern alles, was sich am Antriebsstrang dreht. Ich denke mir, dass es Sinn machen kann, an der Rad-/Reifenkombination bei Optimierungsmaßnahmen zu beginnen. Ist jedenfalls einfacher, als jetzt mal auf die Schnelle die Kurbelwelle feinzuwuchen...
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