Der 1300er X1/9 verfügt ja bekanntermaßen nur über ein 4-Gang Getriebe, welches insbesondere auf längeren Fahrten nur bedingt alltagstauglich ist (dauerhaft hohe Drehzahlen im 4. Gang). Aus diesem Grunde habe ich in den letzten Jahren nun schon mehrfach 1300er umgebaut auf das 5-Gang Getriebe vom 1500er X1/9. Leider lagen zwischen den Umbauten immer mehrere Jahre, so dass ich mir die Details des Umbaus nicht gemerkt habe. Es ist nämlich (natürlich) nicht so, dass man da einfach das 5-Gang Getriebe aus einem 1500er reinsteckt… Vielmehr müssen noch einige weitere Dinge umgebaut werden, die ich an dieser Stelle für alle Interessierten X-Schrauber mal dokumentieren möchte.
Neben dem zusätzlichen 5. Gang ist der Hauptunterschied der beiden Getriebe der, dass das 4-Gang Getriebe „gesteckte“ Antriebswellen hat, das 5-Gang Getriebe geschraubte Antriebswellen. Es ist also erforderlich sich Antriebswellen vom 1500er zu besorgen und Radseitig die entsprechenden Radträger. Hier der erste Teil der Liste von Teilen, die vom 1500er übernommen werden müssen:
• 5-Gang Getriebe
• Antriebswellen 5-Gang
• Radträger 1500er
• Hinterer Dreieckslenker (mindestens links) vom 1500er wegen der „Einbuchtung“ für das 5-Gang Getriebe. Ich habe bisher immer beide hinteren Dreieckslenker (links und rechts) aus einem 1500er übernommen, meines Erachtens müssten die rechten Dreieckslenker jedoch baugleich sein.
Motorseitig hat der 1500er eine größere Schwungscheibe, entsprechend eine andere Kupplung und somit ist für den Umbau auch ein 1500er Anlasser vonnöten. Weiterhin ist das Trennblech zwischen Motor und Getriebe vom 1500er erforderlich. Also, die Teileliste folgendermaßen ergänzen:
• Schwungscheibe 1500
• Kupplungsset 1500
• Anlasser 1500
• Trennblech Motor / Getriebe 1500
Auf dem Getriebe befindet sich der Kupplungsnehmerzylinder. Dieser ist zwar baugleich, aber die Befestigung am Getriebe unterscheidet sich, genauso wie der Ausrückhebel am Getriebe. Deshalb ist die Befestigungsplatte für den Nehmerzylinder vom 1500 erforderlich, sowie der „Halbmond“ (ein halbmondförmiges Kunststoffteil), der den Ausrückhebel drückt. Bei der Gelegenheit rate ich dazu, den vorhandenen Kupplungsschlauch durch ein Neuteil zu ersetzen.
Kommen wir zur H-Schaltung: im Innenraum befindet sich der Schaltstock, dieser muss beim 1300er zum Erreichen der Gasse für den Rückwärtsgang nach unten gedrückt werden. Theoretisch kann man den Schaltstock weiterverwenden, man muss dann nur auch für das Einlegen des 5. Gangs den Schaltstock nach unten drücken. Das ist später im Fahrbetrieb nicht praxisgerecht, deshalb auch hier besser den Schaltstock aus einem 1500er verwenden.
Interessant wird es dann noch, wenn man den Umbau auf 5-Gang Getriebe in einem frühen Baujahr (bis ca. 1977) durchführen möchte. Hier würde das 5-Gang Getriebe gegen den hinteren linken Längsträger/ Holm stoßen bzw. gar nicht reinpassen. Ab ca. 1977 hatten die 1300er X1/9 bereits werksseitig eine „Delle“ an der Stelle, die den Einbau des 5-Gang Getriebes ermöglicht. Sollte diese „Delle“ nicht vorhanden sein, so kann man an der Stelle das Blech mit dem Hammer bearbeiten (aber Vorsicht: wenn man das Material zu sehr bearbeitet, kann das „durchschlagende Wirkung“ haben). Besser man trennt aus einem 1500er das Blechteil heraus und schweißt es sauber in den Holm ein.
Alle benötigten Teile zusammengesammelt? Dann kann es jetzt ja losgehen mit dem Umbau!

Hier eine grobe Schilderung des Arbeitsablaufes:
• Erstmal obenrum ausbauen: Kupplungsnehmerzylinder, Anlasser (vorher Batterie stromlos machen).
• Fahrzeug aufbocken, möglichst hoch, aber nicht zu hoch.
• Getriebeöl ablassen, Antriebswellen ausbauen.
• Linken und rechten Dreieckslenker inkl. Federbein ausbauen, u.U. dafür den Auspuff abbauen.
• Untenrum lösen: Schaltstange, Masseband, Rückwärtsgangschalter (Kabel abziehen).
• Motor gegen Herunterfallen sichern (z.B. Holzklotz unter Ölwanne).
• Danach die untere Motortraverse abbauen und das Dreiecksblech am Getriebe abbauen.
• Jetzt können die drei Schrauben und die eine Mutter (Schlüsselweite 19), mit denen das Getriebe am Motor angeflanscht ist, gelöst werden und das Getriebe vom Motor abgezogen werden.
• Danach dann die Kupplung abbauen, die Schwungscheibe lösen und das Trennblech herausnehmen.
Jetzt können, falls erforderlich (siehe oben), die Schweißarbeiten am Holm beginnen. Falls nicht (ab Baujahr 1977): herzlichen Glückwunsch – ein Arbeitsschritt gespart! Der Umbau auf 5-Gang erfolgt dann quasi in umgekehrter Reihenfolge zur o.a. Aufstellung.
Ihr merkt schon, ganz so profan ist das Ganze nicht. Aber der Umbau lohnt sich aus meiner Sicht. Der X1/9 wird durch den zusätzlichen 5. Gang deutlich alltagstauglicher und macht auch auf längeren Strecken wieder mehr Spaß.
Die Getriebeübersetzung kann übrigens durch die Verwendung einer längeren Übersetzung im Diff. oder eines „langen“ 5-Gangs den jeweiligen persönlichen Bedürfnissen angepasst werden. Dazu gibt es meines Wissens nach auch schon einige Beiträge hier im Forum, auf die ich bei der Gelegenheit verweisen möchte.
Abschließend noch mein Tipp, vor dem Einbau des 5-Gang Getriebes selbiges zu revidieren – das gilt natürlich auch für alle anderen 1500er Teile, die verwendet werden müssen.
Viel Spaß dabei und herzliche Grüße aus Hamburg
Michael
PS: ich füge in den nächsten Tagen noch ein paar Bilder bei, die das Geschriebene verdeutlichen.